Das Biotop von Sabbione

Biodiversität respektieren und fördern

I püzz dlu chiáno
Hanfbecken

Im Valle Bavona verfügte jeder Weiler über Becken für das Rösten von Hanf, die jeweils in Bewässerungskanäle integriert waren. Um den holzigen Teil der Pflanze aufzuweichen und so die Fasern gewinnen zu können, wurden die Stängel bündelweise ins Wasser getaucht und mit Steinen beschwert. Nach etwa zwei Wochen holte man den Hanf aus den Becken und liess ihn an der Luft trocknen. Sobald er vollständig getrocknet war, wurden in mehreren Arbeitsschritten die Fasern vom holzigen Kern gelöst und dann zu Fäden gesponnen, aus denen man Schnüre und Seile flocht

Diese Praxis war seit der Antike üblich und wurde bis ins frühe 20. Jahrhundert beibehalten. In Zeiten des Holzflössens bot der Hanf eine gute Einnahmequelle, weil man für das Zusammenbinden der Stämme viel Seil brauchte. Auch der Bedarf an Schnur war gross, man versteppte damit die vielen Stofflagen der Sohlen von peduli, einfachen, bequemen Tretern.

Schützenswerte Lebensräume

Die Landschaft um Sabbione ist von grossem ökologischen Wert, weil das Kulturland immer noch extensiv bewirtschaftet wird. Hecken, Bäche, Trockenmauern, Obstbäume und hängende Wiesen sind essenziell für eine hochwertige Landschaft und müssen erhalten bleiben.

Das heutige Biotop ist Resultat einer Reihe von gezielten Massnahmen, die in den Jahren 2001 bis 2004 durchgeführt wurden und den Zweck verfolgten, bestehende Seitenarme des Flusses, im Dialekt püzz dlu chiáno genannt, zu erhalten. Einerseits wurde, um die aquatische Artenvielfalt zu fördern, ein Becken geschaffen (Lebensraum für Amphibien, Ringelnattern, Libellen usw.), andererseits hob man einen in Röhren verlegten Abschnitt entlang der Strasse und einige Wannen aus Stahlbeton auf. Der Zufluss zum neuen Waschhaus wurde verbreitert und eine Trockenmauer wiederaufgebaut.

Ein Biotop mit Liebe zum Detail

Durch das teilweise Zurückschneiden der Vegetation wurde eine optimale Belichtung des Biotops erreicht. Einzelne Bauminseln vermeiden eine zu starke Sonneneinstrahlung.

Um den Wasserpegel der Seitenarme des Flusses zu erhöhen, war der Bau eines steinernen Wehrs nötig, gleichzeitig soll aber verhindert werden, dass es zu Überflutungen der angrenzenden Mähwiesen kommt. Am Grund der Seitenarme wurden mehrere Steine platziert, als wertvolle Verstecke für die Fischfauna. Im Teich pflanzte man eine undurchlässige Schilfkolonie an, an den Rändern entstand in kurzer Zeit eine dichte, an Gräserarten reiche, spontane Vegetation. Zwei mit Steinplatten gepflasterte landwirtschaftliche Zufahrten erleichtern den Bauern die Arbeit.

Die Fondazione kümmert sich jährlich um die Pflege dieses Gebiets.