Der Weg der Transhumanz

Den saisonalen Nomadismus kennenlernen

Hin und her zwischen Dorf und Tal

Wie in vielen anderen Alpentälern wurde auch im Bavonatal jahrhundertelang die Transhumanz praktiziert, eine Lebensweise, die dem Rhythmus der Jahreszeiten folgt. So zogen im Frühjahr Mensch und Tier von Cavergno und Bignasco in die Terre, wo man sich typischen saisonalen Aktivitäten widmete. In der warmen Jahreszeit kümmerten sich die Frauen um die Gemüsegärten und die Heuernte, während die Männer mit dem Vieh zunächst zu den Maiensässen und später zu den Alphütten hochstiegen. Ende Saison ging es Etappe um Etappe wieder abwärts, man erledigte die üblichen Herbstarbeiten und kehrte Anfang Winter ins Dorf zurück. Aufgrund der Transhumanz herrschte im Tal also ein ständiger reger Verkehr auf den callaie und Pfaden.

Reizvoll: Der Sentiero della pietra

Auf der Route, die (in den Jahren 2003–2006) im Rahmen des Projekts Vallemaggia Pietraviva teilweise instandgesetzt wurde, sind der Maultierpfad und die historischen Wege gut zu erkennen. Der Faltprospekt La Val Bavona… e la transumanza bietet nützliche Informationen für Besucher, die den historischen Weg mit seinen speziellen kulturlandschaftlichen Elementen wie den splüi und den hängenden Wiesen entdecken wollen. Der Weg beginnt in Bignasco, führt am rechten Flussufer an Cavergno vorbei und dann weiter ins enge Bavonatal.

Ein einfach zu begehender Weg mit viel Kultur

In der Nähe von Mondada stösst man auf das wunderbare Splüi dal forno, danach führt die Wanderung weiter durch Bosco und Fontana. Wenig später folgt das Splüi di chieuri, ein grosser Felsblock, der früher als Unterstand für Ziegen diente, und von dem heute nur noch Aussenmauern übrig sind. Es folgt eine der grössten hängenden Wiesen überhaupt. Danach schlängelt sich der Weg durch eine Kastanienselve und erreicht Sabbione, ein kompaktes, sehr sehenswertes Dorf. Über Ritorto, am Splüi d’Inselmitt vorbei, gelangt man nach Foroglio, wo die erste Etappe endet. Sie weist keine besonderen Schwierigkeiten auf und kann jederzeit unterbrochen werden. Danach geht es auf weiterhin bequemem, abwechslungsreichem Weg auf dem Talboden weiter nach Roseto, Faedo, ins wunderbare Sèrta und nach Sonlerto, bis man schliesslich die letzte Terra, San Carlo, erreicht.

Das Val Calnègia, wenn man höher hinauf will

Mutige können in Foroglio auch dem Weg folgen, der neben dem majestätischen Wasserfall zum Weiler Puntìd hinaufführt, wo sich das Val Calnègia mit seinen Maiensässen öffnet: Splüia Bèla, Gerra und Calnègia. Von hier steigt der Weg fast senkrecht an bis Gradisc, einem mehr als 1000 Meter höher gelegenen Corte der Alpe Formazzöö. Noch weiter oben erreicht man die wunderbaren Laghi della Crosa.