


Eines der interessantesten splüi des Bavonatals befindet sich auf der linken Talseite des Val Calnègia, etwa zehn Minuten vom ersten der Maiensässe entfernt, auf die man beim Aufstieg von Foroglio her stösst. Bis 2016 war der Ort nicht vom offiziellen Weg aus erreichbar, sondern nur über einen Pfad, der kurz nach den Hütten von Puntid beginnt. Um den Wildbach einfacher überqueren zu können, bauten die Alpbewohner in der Vergangenheit immer wieder kleine Brücken, die regelmässig von Hochwasser weggeschwemmt wurden.
Der berühmteste Unterfelsbau des Val Calnègia befindet sich unter einer etwa 30 Meter langen Felsplatte, die sich von einem riesigen Felsblock gelöst hat. Der Hohlraum, der von Menschenhand vergrössert und mit einer Inneneinrichtung ausgestattet wurde, ist in zwei Bereiche unterteilt: ein kleiner Raum war für den Senn vorgesehen, ein recht grosser diente als Kuh- und Ziegenstall. Der erste ist für die Milchverarbeitung eingerichtet, mit Herdstelle, Drehgalgen für den Kessel, einer hölzernen Platte für das Pressen der Käsemasse und einem Ablaufkanal, in den die Molke für die Schweine gegossen wurde. Ein Nachtlager und eine einfache Spüle aus Steinplatten vervollständigen die Einrichtung. Im Stall ist noch der Futtertrog erkennbar.
Zu Zeiten der Transhumanz legte man hier im Juni und im September einen langen Halt ein, also in den Monaten vor und nach der Alpsaison. In der Umgebung der Splüia Bèla, die Arnoldo Dadò als letzter Senn bewirtschaftete, gibt es eine ganze Reihe von Unterfelsbauten: einen Unterstand für Schweine oder Kälber, einen Käsekeller, ein canvetto für die Milchgefässe und einen kleinen Lagerraum.
Dank der Synergien zwischen dem Patriziato von Cavergno und der Fondazione konnte das – nach der Aufgabe der Weidewirtschaft zunehmend verwilderte – Gebiet der Splüia Bèla wiederhergestellt werden. Neben der Säuberung der Weide und Sicherung der kulturlandschaftlichen Elemente liess die Fondazione auch eine Passerelle errichten, die es ermöglicht, einen Rundgang durch das Gebiet zu machen.
Man wünschte sich eine nicht banale, aber auch nicht unnötig auffällig gestaltete Brücke, die sowohl zweckmässig als auch günstig sein sollte. Der Ingenieur Patocchi und der Architekt Broggini entwarfen eine selbsttragende, unterspannte Brücke, die auf zwei am Bachufer vorhandenen Felsen platziert werden sollte. Der Entwurf überzeugte sowohl in Bezug auf seine Struktur als auch seine Stabilität. So entstand ein modernes Bauwerk aus Metall mit einer Spannweite von zwanzig Metern, das im August 2016 von einer einheimischen Firma angefertigt und verlegt wurde. Ein Bauwerk, das die Überquerung erleichtert, aber auch bewundernde Blicke auf sich zieht.